Es ist Montag morgen, kurz nach halb sieben. Bei ums im Dorf fallen Schneeflocken, der Nachbar ist gerade dabei sein Auto aus zu graben. Ich schnall den Rucksack mit dem 2,5 kg schweren Bleiakku auf den Rücken, hole das Bike aus der Garage, verbinde das Kabel. Switch on, 55 Watt Halogen brennen ein Loch in die Dunkelheit. Es geht los, der Nachbar buddelt immer noch.
Ich komm an einer Bushaltestelle vorbei. Eine Traube aus Menschen hat sich eng zusammengedrägt wie eine Schar Pinguine…denen scheit wohl kalt zu sein. Mir ist nicht kalt, dank mehrer Lagen Gore Tex.
Ich verlasse den Schutz der Ortschaft und wage mich auf´s freie Feld. Schneesturm, Windstärke 3…von der Seite. Es geht leicht den Berg hoch, der Wind drückt mich fast aus der Spur…Schneeflocken schlagen mir ins Gesicht.
Mein Scheinwerfer vermag das Gewirr aus Flocken nicht zu durchdringen. Ingendwie schaut es aus wie Raumschiff Enterprise bei Warp-Geschwindigkeit. Ich wechsele die Richtung, der Schneesturm kommt nun von vorne. Die auftreffenden Flocken sind wie Nadelstiche auf der Haut. Der Wind bläst wenigstens den Weg vor mir frei.
Ich komme durch eine Ortschaft, ein paar Mädels versuchen sich mit Schirmen vor der weißen Pracht zu schützen. Dann noch mal freies Feld. Der Schneesturm wird heftiger, die Flocken größer. Waagerechter Schneefall.

nightride

Endlich der Wald. Stille, das Pfeifen des Windes hat aufgehört. Die Flocken fallen nun leise von oben herab. Der Schnee hat den Wald in eine Winterwunderlandschaft verwandelt. Noch ein kurzer Anstieg, dann geht es den Berg hinab. Ich sehe nichts mehr, die Brille ist beschlagen. Irgendwie schlingere ich runter. 200 Höhenmeter weiter unten ist es ziemlich naß. Regen statt Schnee, na egal, noch 500 m, dann wartet die heiße Dusche auf mich. Ich komm am Fahrradständer im Geschäft an, bücke mich um das Bike ab zu schließen, eine Lawine rutscht mir vom Rucksack in den Nacken…guten Morgen!
Ich dusche heiß, gehe im T-Shirt an den Arbeitsplatz. Einige Kollegen erzählen von Unfällen, andere kommen erst gar nicht weil die Straßen gesperrt sind. Meine Kollegin neben mir friert, hat nen dicken Wollpulli an. Mir ist warm, ich sitze im T-Shirt da, den ganzen Tag. Heute ist ein guter Tag…