Auf langen Touren im alpinen Gelände steht der Biker schnell vor einem Problem: Es soll schnell und leicht bergauf gehen aber bei der Abfahrt im technisch anspruchsvollen Trail ist jeder Zentimeter Federweg gut investiert. Zudem muss das Bike robust und langlebig aufgebaut sein, damit es ein langes und stressfreies Bikevergnügen ermöglicht.

Wie sieht er nun aus der, perfekte Jäger, der Trailhunter auf der Suche nach neuen und fahrenswerten Trails. Kraftvoll und behäbig wie ein Bär? Jedoch Träge bergauf, oder schnell und geschmeidig wie ein Gepard? Dem wenn´s heftiger wird schnell die Puste ausgeht.

Rocks
ein Liteville artgerecht bewegt

Glücklicherweise bieten die Teilehersteller und die Firma Liteville inzwischen Material an, welches den Aufbau des perfekten Allrounders ermöglicht. Absenkbare Gabeln, leichte und dennoch standfeste Bremsanlagen sowie robuste Laufräder sind im Angebot. Ein steifer und dennoch leichter Rahmen bietet die Basis des Trailhunter-Bikes. Eine vollständig versenkbare Sattelstütze ist eine Grundvoraussetzung für den geplanten Einsatz. Das Bike lässt sich problemlos auch über Lange Distanzen tragen. Sa sah es aus, mein Lastenheft.

Nachdem der wunderschöne Rahmen bei mir angekommen habe ich mich recht lange und ausgiebig mit der Auswahl und Beschaffung der Komponenten beschäftigt. Erprobtes und Bewährtes Material hatte hier Vorrang vor den neuesten technischen Innovationen. So wurde mein Bike mit einer PIKE 454 coil, Magura Luise FR Bremsen sowie Laufrädern von DT Swiss bestückt. Abgerundet wurde das Ensemble mit der neuen Shimano XTR.

Inzwischen bin ich mit meinem Liteville 301 in der Rahmengröße S die ersten tausend Kilometer gefahren. Meist war ich dabei auf technisch anspruchsvollen Trails auf der schwäbischen Alb unterwegs. Ein Besuch am Gardasee und die Befahrung von einigen extremen und extremsten Trails im verblockten Felsgelände, auf Geröll und den Lagotypischen Karrenwegen standen auf dem Programm.

Fahrverhalten:

Der erste Eindruck beim Fahren eines Liteville gleicht einem Aha-Effekt. Agil bergauf, die Gabel abgesenkt und blockiert, kein Wippen im Wiegetritt. Fast ein Gefühl wie bei einem leichten Racebike. Dann geht es in den Trail, Pop Lock auf, ein Griff an den leichtgängigen Schnellspanner, ein paar Umdrehungen am U-Turn. Die Verwandlung hat statt gefunden, vor uns steht ein reinrassiger Freerider. 140 mm an der Front, die Sattelstütze fast ganz im Sitzrohr verschwunden und der Ritt kann beginnen. Der Hinterbau arbeitet leichtgängig und präzise, das Bike saugt sich förmlich an den Boden, der Kontakt ist garantiert. Grobe Stufen steckt die Gabel locker weg, die Stollen der schweren Downhillreifen beißen sich fest in den Untergrund. Verblockte Stellen, enge Kurven…kein Problem. Der agile Hinterbau lässt sich leicht in den Kehren anheben, das Hinterrad kann so versetzt werden. Kleine Sprünge werden locker weg gesteckt, das Bike macht bergab einfach nur Spaß.

Rahmen und Dämpfer:

Was soll ich sagen, einfach perfekt wäre vielleicht die zutreffende Aussage. Kaum ein Rahmen vereint Steifigkeit, geringes Gewicht, ein zeitlos schönes Design derart perfekt wie der des Liteville 301. Alle Details sind mit Liebe und Hingabe ausgeführt. Die Verlegung von Bremsleitungen und Schaltzügen ist perfekt gelöst. Der Rockgard schützt das Schaltwerk auf geniale Art und Weise. Ein besonders Lob geht hier nochmals an den Konstrukteur des Sattelschnellspanners. Er ist leichtgängig, gut währende der Fahrt zu bedienen und klemmt die Sattelstütze reproduzierbar und präzise. Der DT Dämpfer funktioniert bisher tadellos und harmoniert bestens mit der durchdachten und edlen Kinematik des Bikes.

Komponenten:

Die zunächst verwendeten günstigen Reifen werden zugunsten von mehr Pannensicherheit und besserem Halt auf felsigem Grund gegen schwere Downhillreifen von Maxxis ausgetauscht. Das Gewicht dieser Walzen ist sicher nicht jedermanns Sache, aber wer den Grip bei knapp unter 1 bar Reifendruck bei vollem Durchschlagschutz einmal probiert hat, wird begeistert sein.

Die Bremsen haben mich bitter enttäuscht. Trotz meines geringen Gewichtes ist die Luise FR mit einer 180 mm Scheibe am Vorderrad in technischen Trails schnell überfordert. Ein präziser Druckpunkt zum kontrollierten Versetzen des Hinterrades fehlt, die Bedienkräfte sind bei langen Abfahrten auf Dauer zu hoch. Da ich davon ausgehe, dass bei neue ausgelieferten Bremsen bereits die besseren Performance Beläge mitgeliefert werden, wird auch ein Belagswechsel keine wesentliche Verbesserung bringen.

Ritze
Souverän auch im schwersten Gelände

Die Rock Shocks PIKE arbeitet perfekt mit dem Hinterbau zusammen. Der Federweg von 140 mm ist ausreichend, der PopLock kommt bei Auffahrten regelmäßig zum Einsatz. Das Absenken der Gabel mittels U-Turn ist bei langen Anstiegen im Gebirge praktisch, bei Mittelgebirgstouren mit ständigem Auf und Ab aber lästig. Die Gabel lässt sich während der Fahrt zwar versenken, aber nur mit erheblichem Kraftaufwand wieder herausdrehen. Eine Versenkung in 2 oder 3 Stufen wäre sicherlich praktischer als das Geschraube an der PIKE.

Die neue XTR kann man getrost als Revolution auf dem Schaltungsmarkt bezeichnen. Runterschalten (bei inverser Ausführung) kann man sowohl mit dem Daumen als auch mit dem Zeigefinger. Und je nach Druck das wahlweise einen oder gleich zwei Gänge. Die Schaltvorgänge sind äußerst präzise und leichtgängig. Das edle Design spricht für sich. Leider fügt ich der lapprig konstruierte E-Type XT Umwerfer nicht in dieses Gesamtbild ein. Die dünnen Bleche beginnen bereits nach kurzer Zeit zu wackeln und nur Regelmäßiges ölen der vielen Gelenke halt das Ding am Laufen. Einen kleinen Schwachpunkt es XTR Schaltwerkes im Zusammenspiel mit dem Liteville Hinterbaues will ich jedoch nicht unerwähnt lassen: Beim Downhill schlägt das Schaltwerk bei einigen Gängen mit lautem Klappern gegen den Hinterbau, was auf Dauer ziemlich nervig werden kann. Hier muss ich mir noch eine pfiffige Gummidämpfung einfallen lassen.

Fazit:

Für meinen Einsatzbereich habe ich das perfekte Allroundbike gefunden. Mit knapp 15 kg lässt es sich gut und bergauf fahren, die Sitzposition ist perfekt, die Steigfähigkeit unglaublich, der präzise arbeitende Hinterbau ermöglicht auch im unwegsamen Gelände perfekte Traktion. Wenn das Bike einmal geschultert werden muss schmeichelt das zugfreie Unterrohr dem Nacken, die klassische Rahmengeometrie erleichtert das Tragen.

Tragen
Das zugfreie Unterrohr schmerzt nicht beim Tragen

Zu erwähnen ist vielleicht noch die Möglichkeit einen Flaschenhalter am Bike an zu bringen.

Beim Abfahren auf verblockten, technischen Trails arbeitet das Fahrwerk einfach nur gut. Der Federweg ist üppig bemessen, der Rahmen ist unglaublich steif und robust. Überschlagsgefühl ist dank der tief versenkbaren Sattelstütze nahezu ausgeschlossen. Selbst bei größeren Sprüngen, eine sauber Landung vorausgesetzt, schlägt nichts durch.

Das ideale Bike für Alpencross und Tagestouren im alpinen Gelände, welches aber auch den Einsatz beim Marathonrennen oder im Bikepark nicht scheuen muss.

Wie sieht er nun aus der perfekte Jäger? Für das Jagen von Trails vielleicht so:

der perfekte Jäger
Sonnenuntergang

Links:

Liteville
Syntace

Litevilles im Film

Liteville Blog

Transalp Homepage