Vor mir eine 4 Meter lange steile Felstreppe, danach 2 Radlängen Platz und dann eine Spitzkehre mit Stufe, davor gähnt der Abgrund. Bevor ich da runter fahre halte ich kurz inne, stoppe das Bike, balanciere 10 Sekunden auf der Stelle, hole Luft und los. Die Treppe geht, Bremse auf, rollen lassen, unten Speed raus nehmen, rein in die Kurve. Shit, gerade jetzt kommen fast 20 Leute den Trail hoch. Ein Blick nach links  auf die Gruppe, ein Blick nach vorne in den Abgrund. Zu spät, verweigert.

Abgrund
Abgrund

Also, zurück. Die Fußgänger warten, wollen sehen, was ich hier treibe. Ich probiere es noch zwei mal, es geht nicht. Ich brauche erst einmal eine Verschnaufpause. Meine 3 Begleiter warten auch noch hinter mir. Ich bitte die Leute durch zu gehen.  Mühsam klettert die Gruppe den Trail nach oben. “Da wollen sie runter fahren?” …”Klar doch”. Jetzt ist Platz. Platz auf dem Trail und Platz im Kopf. Versuch vier…scheitert wieder. Reine Kopfsache, aber der Abgrund zu meiner Rechten, den auszublenden fällt mir gerade etwas schwer. OK, letzter Versuch. Die ganzen Wanderer haben sich oberhalb von uns aufgestellt, wollen sehen, ob´s geht. Ich fahre los, platziere das Vorderrad dieses mal richtig, schlage ein, bremse, Gewichtsverlagerung, das Hinterrad folgt willig dem Befehl des linken Beines, Bremse auf und durch. Ich lasse ein Freudenschrei los, das Publikum ist begeistert und klatscht. Wow! Dopamin schießt ins Blut, belohnt die Mühen. Adrenalinpegel ist eh schon am Anschlag.

Tiefenblick
Tiefenblick

Berge mit Seilbahn, dazu ein verlängertes Wochenende und endlich Traumwetter. Das man an einem solchen Tag hier nicht alleine ist, das sollte einem schon klar sein. Dass der Steig, den wir uns auf der Wanderkarte herausgesucht haben aber derart frequentiert ist, gut das haben wir in der Tat etwas unterschätzt. Schon am Einstieg werden wir fast von jedem angesprochen, der den Weg nach oben soeben zu Fuß absolviert hat. Ein Osteuropäer meint “you are the best or you are crazy!”. Andere fragen, ob wir Weg kennen? Ob wir wissen worauf wir uns einlassen. Skeptische Stimmen, aber meine Erfahrung sagt mir: “das wir ein schöner Trail, genau unsere Kragenweite, so was haben wir gesucht”.

Schiebestück
Schiebestück

In der Tat gibt es auf dem Trail ein paar Stellen, die wir nicht zu fahren wagen. Diese sind aber alle kurz und schnell zu Fuß überwunden. Aber nur wer mitspielt kann gewinnen. Wir spielen mit dem Trail, mit den Stufen und den engen Kurven. Dafür gewinnen wir jede Menge Spaß aber heute auch Lob und Anerkennung. Und das Publikum bekommt eine Show geboten, die manch Einer so schnell nicht vergessen wird.

Drahtseilakt
Drahtseilakt

Stellenweise führt der Steig direkt an der Felswand entlang. Ein Drahtseil dient zum Festhalten, daneben geht es in die Tiefe.

Soulride
Soulride

Flüssige und einfach zu fahrende Abschnitte sind die Ausnahme, kniffelige Spitzkehren, Wurzelpassagen und hohe Absätze erfordern eine präzise und sichere Fahrtechnik. Ein Staunender am Wegesrand meint ” ich habe in meinem Leben ja schon viel gesehen, aber was Ihr hier macht ist unglaublich!”

Blick in die Tiefe
Blick in die Tiefe

Der Ausblick auf die Seenlandschaft ist überwältigend. Die Stopps, die wir zum Fotos machen oder zum Durchlassen des Gegenverkehrs einlegen können wir genießen.

warnung
Warnung

Ja, hier sollte man den Weg wirklich nicht verlassen.

Fazit: Ob wir die Besten sind glaube ich nicht, aber ein bisschen crazy sind wir auf jeden Fall. Und das gerne wieder nach so einer gelungenen Tour.

Tja, der Tag und die Uhrzeit waren für diesen Trail wirklich etwas ungünstig gewählt. Dennoch waren allem, denen wir begegnet sind freundlich gesinnt, waren begeistert von der Show, die wir ihnen geboten haben. Wir haben uns fair und rücksichtsvoll verhalten, oft gestoppt und alle Leute passieren lassen. Selbstverständlich haben wir auch gerne die interessierten Fragen beantwortet. Dank an Alle, die uns begegnet sind!

Warum gibt es zu dieser Tour keine detaillierte Beschreibung oder GPS Daten?
Grund: Vertrider Ehrenkodex

Schreibe einen Kommentar