6:55 Uhr. In fünf Minuten gibt es Frühstück. Aber zuerst mal Fenster auf und schauen, was es draußen zu sehen gibt. Was wir da sehen, haut uns beinahe um. Schnee oben auf den Gipfeln, so ca. ab 2300 Metern ist alles mit einer wunderschönen, aber hauchdünnen Schneedecke überzogen. Klasse, Berge mit Puderzucker. Dazu blauer Himmel und strahlender Sonnenschein. Ein paar bizarre Wolkenfetzen garnieren das ganze Ensemble. Besser konnten wir es gar nicht treffen.

Hoch motiviert gehen wir frühstücken. Vergessen ist der Zweifel, der Regen, die Nässe und die Kälte des gestrigen Tages. Heute ist Trailhunter-Day!

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Über uns im Osten steht die mächtige Ochsenwand. Eigentlich kommt um dieses Tageszeit von dort auch das wärmende Sonnenlicht. Aber da ist eben diese Wand dazwischen. Also gilt es die 600 Höhenmeter bis hinauf zum Seejöchl im Schatten und bei -2°C zu erklimmen. Dennoch ist unsere Stimmung bestens und wir kommen schnell voran. Ab einer Höhe von 2300 Metern ist der Pfad mit einer hauchdünnen Schneeschicht bedeckt. Darunter ist der Boden hart gefroren und griffig. Erst wenige Meter vor Erreichen der Passhöhe spicken die ersten Sonnenstrahlen um die Felsen herum. Schlagartig ändert sich die Szenerie: wir stehen im grellen Licht, Wolkenfetzen im Süden umhüllen die umliegenden Gipfel auf bizarre Art und Weise.
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Schnell sind die Protektoren angelegt und einige Dutzend Fotos auf den Speicherchip der Digitalkamera gebrannt. Jetzt beginnt die Abfahrt. Die Furcht vor dem Schnee war völlig unbegründet, nichts rutscht, es ist einfach nur schön, den ersten Schnee dieses Herbstes unter die Stollen nehmen zu können. Der Trail zieht sich noch einige Zeit am Hang entlang. Einige kurze Gegenanstiege sind zu absolvieren, bevor wir endgültig die Serpentinen hinab zur Starkenburger Hütte in Angriff nehmen. Als wir diese erreichen, haben wir die weiße Pracht schon hinter uns gelassen. Dafür zieht jetzt wieder Nebel auf. Wir wählen natürlich die Abfahrt auf dem Trail und freuen uns über verblocktes und anspruchsvolles Gelände. Mehrmals kreuzen wir den parallel verlaufenden Schotterweg, bis wir letztlich an einem Trailabzweig stehen. Ein Schild verbietet die Weiterfahrt: Forstarbeiten. Kurze Diskussion, ein Blick auf´s Navi und der Entschluss steht: No Risk…no Fun, Schotter ist indiskutabel und heute ist Samstag, da wird beim Forst nicht gearbeitet. Bereits nach wenigen Metern auf dem flowigen Waldtrail wird uns klar: wir haben uns richtig entschieden, denn der Trail ist einfach nur genial. Inzwischen hat sich auch der Nebel wieder verzogen und wir vernichten hunderte von Höhenmetern…ohne jegliches Hindernis. Auch an ein paar Almhütten, wo nochmals ein Schotterweg unseren Trail kreuzt, steht nichts mehr von einer Sperre und Forstarbeiten. Also weiter. Dann aber doch, die ersten frisch gefällten Lärchen liegen auf dem Trail. Wir finden aber schnell einen Weg drum herum und fahren weiter auf dem Trail. Noch mehrfach kreuzen wir den Rodungsbereich bis wir schließlich nur wenige Meter vor Neustift wieder den Schotterweg kreuzen. Das hat sich gelohnt, unter der Woche zwar undenkbar, heute auf jeden Fall die richtige Wahl, zumal sich außer uns kein Mensch auf den Wanderweg gewagt hat. Free Flow Garantee!

In Neustift angekommen wird noch schnell im Vorbeiflug der Supermarkt besucht, dann lassen wir uns auf einer Wiese, wo die ganzen Paraglider vom Elfer zu Boden gehen, nieder und verputzen unsere Beute. Eigentlich führt die Trans Tirol nun mit dem Lift nach oben und dann auf einem Trail hinab zur Karalm. Wir beschließen jedoch den ehrlichen Weg zu fahren und absolvieren die 750 Höhenmeter Aufstieg auf dem Schotterweg durch´s liebliche Pinnistal. An der Alm angekommen gönnen wir uns noch schnell eine Cola, dann geht es wieder mal ans Tragen. Weitere 600 Höhenmeter hinauf zum Pinnisjoch sind mit dem Bike auf den Schultern zu absolvieren.

Dies ist der Zeitpunkt, an dem ich mal ein paar Worte zum von uns verwendeten Material los werden muss: Klaus, Michael und ich sind mit Bergstiefeln und Flats ausgestattet. Zudem führen wir alle Knieprotektoren für die Abfahrten mit. Diese sind beim Aufstieg an den Rucksäcken verzurrt. Günter und Klaus haben zudem Armprotektoren dabei. Da Frank und Günter nicht auf die Vorteile von Klickpedalen verzichten wollen, haben beide auf alpintaugliche und feste Bikeschuhe mit griffiger Vibram-Sohle zurückgegriffen. Ein absolutes Muss, wenn man die Trail Transtirol angehen will. Bei den Bikes setzen wir auf tourentaugliche All-Mountain-Bikes mit großen Bremsscheiben, bis zu 150 mm Federweg und großvolumigen Reifen. Nur Frank absolviert die Tour mit einem leichten Hardtail und einer 100 MM CC-Gabel.

Nach knapp 2 Stunden erreichen wir das Joch. Gleich dahinter befindet sich die Innsbrucker Hütte. Da es noch nicht allzu spät ist, beschließen wir noch ins Gschnitztal abzufahren, statt auf der Hütte zu übernachten. Zahlreiche Wanderer sind recht interessiert an unserem Unternehmen und verfolgen gespannt unseren Aufstieg, das Anlegen der Protektoren und den Start der Abfahrt. Diese führt uns zunächst einmal ausgesetzt an einer steilen Hangkante entlang. Stellenweise ist der Weg hier mit Stahlseilen gesichert. Dennoch kann man diese atemberaubende Sektion auf dem Bike absolvieren. Nur einen Fahrfehler sollte man hier nicht riskieren.

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Dann biegen wir ums Eck und erblicken den Hammertrail ins Gschnitztal. So was hat noch keiner von uns gesehen, wir schauen von oben direkt auf über 100 Spitzkehren, die wie mit einer Nähmaschine in den Hang hineingezeichnt sind. Es geht los, die Hinterräder fliegen beim Versetzen durch die Luft, der Flow ist unbeschreiblich. Dieser Trail ist einfach nur sagenhaft. Immer technisch, stellenweise extrem schwer, aber zum größten Teil flüssig zu fahren. Dazu das Abendlicht, die vereinzelten Wolkenfetzen über uns und der Blick ins tief unter uns liegende Tal.

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Nach knapp 1100 Höhenmetern absoluten Abfahrtsspaßes erreichen wir den Talgrund des Gschnitztales. Schnell steuern wir den Gasthof Feuerstein an. Leider sind hier schon alle Zimmer belegt. Aber gegenüber im Gallerhof ist noch etwas frei. Für sensationell günstige 16,-EUR pro Kopf finden wir ein Dach über dem Kopf in dem über 300 Jahre alten Bauernhaus. Auf der Bank vor dem Haus lassen wir bei wohlschmeckendem Hopfensaft diesen sensationellen Tag noch einmal Revue passieren.

weiter zu Tag 3

Fotos:

von Tag 2

Strecke:

Seejöchl
Starkenburger Hütte
Neustift im Stubaital
Pinnisalm
Innsbrucker Hütt
Gschnitz
Obertal

Unterkunft:

Gallerhof
Fam. Herbert Leitner
Obertal 28
A-6150 Gschnitz
Telefon: 05276/281

Statistik:

Unterwegs:                    10:00 h
Fahrzeit:                         4:15 h
Höhenmeter hoch:     2031 m
Höhenmeter hoch getragen:   1250  m
Höhenmeter runter:  2726 m
Kilometer lt. Tacho:   28 km
Kilometer ges.:             31 km

GPS-Tracks:

von der Adolf Pichler Hütte zum Pinnisjoch
kostenpflichtig, bereitgestellt von Andreas Albrecht

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Gallerhof
Fam. Herbert Leitner

Obertal 28
A-6150 Gschnitz

Telefon: 05276/281

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