Dienstag, Neunter Tag

Vom Berg des Blutes zum Lago di Garda

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Die frühen Morgenstunden nutzen wir die Strada del Galleria zu Fuß zu erkunden. Dieses Bauwerk, während des Ersten Weltkrieges in den Fels gehauen, ist einzigartig auf der Welt. Es überwindet 800 Höhenmeter direkt im und am Fels. Ein Tunnel folgt dem anderen und teilweise gehen sie in Kurven und Schnecken den Berg hinauf und hinab. Neben dem Weg geht es fast senkrecht in die Tiefe.
Unsere letzte Etappe ist recht ruhig. Über den Pasubio müssen wir noch mal 300 Höhenmeter hinauf, danach geht es bis Rovereto nur noch bergab.
Wir kommen an Kreuzen und Gedenkstätten für die Opfer des Krieges vorbei. Stacheldraht und Knochen sind zu makaberen Kultstätten zusammengetragen. Wir können das hier vergossene Blut geradezu riechen.

Bei den Kämpfen auf dem Pasubio gab es die Österreichische Platte und die Italienische Platte. Verbunden waren sie durch den so genannten "Eselsrücken".
Bereits 1916 begannen die Österreicher einen Stollen unterhalb des "Eselsrücken" zu graben, der bis unter die italienischen Stellungen führen sollte. Die Italiener ihrerseits bemerkten die Arbeiten und buddelten nun selbst einen Stollen. Die Soldaten auf beiden Seiten gruben sich mit Bohrmaschinen und kleinen Sprengladungen in den Fels. Sie wussten, dass unter ihnen viele Tonnen gegnerischen Sprengstoffes lag, der jeden Tag gezündet werden konnte. Es folgten mehrere kleine Sprengungen in den Gängen.
Am 13. März 1918 sprengten die Österreicher den tief unter den italienischen Stellungen in den Berg getriebenen "Elision-Hauptstollen" mit 55 000 Kilogramm Dynamit. Die dreieinhalb Stunden später angesetzte Sprengung von italienischer Seite aus sollte nicht mehr geschehen. Die Hälfte des italienischen Plateaus ist vernichtet worden. Es war die gewaltigste Sprengung während des ersten Weltkrieges. Die italienische Seite war zwar für einige Zeit kampfunfähig, doch konnte auch dieser Schlag keine Veränderung des Stellungskrieges herbeiführen. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges blieb die Lage unverändert.

Carsten:
"ein einsamer Packesel mit Geschirr ist an einen Pflock gebunden. Wir schießen einige Fotos mit dem Tier...als wir weiter fahren schreit er in einer Lautstärke, die von einer Schiffsirene nicht anders hätte sein können...
Die Kiegstrails sind heute ein echter Leckerbissen zum Biken, schmale Trails, fast durchgehend fahrbar, ein Traum."

Wir fahren weiter durch die karge, wasserlose Landschaft und folgen dem E5, der als schmaler Pfad bis zum Rifugio Lancia hinab geht. Die Sonne scheint, doch die Luft ist dick und feucht. Mit Aussicht ist nicht viel.
Nach einiger Zeit erreichen wir Fahrweg 101, den wir immer wieder über ein paar schmale Trails abkürzen können.
Um 11 Uhr sind wir im schwül-heißen Rovereto. An einem Supermarkt kaufen wir ein paar Kleinigkeiten ein und machen eine kurze Rast.

Carsten:
"die Hitze hier in Rovereto ist unerträglich, wird Zeit das wir an den See kommen und ins Wasser springen können"

Bis zum Gardasee ist es nun Routine. Den Radweg an der Adige entlang, dann das Verkehrschaos in Mori und dann den Radweg nach Nago.
Letzterer ist aufgrund einer Baustelle gesperrt. Wir folgen der Umleitung und Dave hat noch mal einen Platten. Alles zögert sich raus. Das Filmteam wartet in Torbole und wir kommen nicht weiter.
Dann geht es wieder los. Von Nago aus fahren wir noch einen letzten Trail. Dann sind wir schon in Torbole. Die Pizzeria wird gestürmt und es wird ausgiebig gegessen.
Micha und André sind schon vor Ort. Wir drehen noch unsere Ankunft, dann springen wir alle in den See.

Wind kommt auf. Dann ein paar Regentropfen. Das Wetter ist unbeständig. Schließlich beschließen wir wegzufahren.
Ein gemütliches Ausklingen am Garda ist nicht drin. Wir packen alles ins Auto. Dave findet eine Mitfahrgelegenheit bei Freunden, während wir anderen fünf uns in den Passat quetschen. Die Räder sind auf dem Dach.
Dann geht's los. Es wird schon wieder dunkel und wir haben noch kein Quartier für die Nacht. Aber das ist ja nun für uns nichts Neues mehr.
Wir fahren bis in die Nähe von Trento um dort zu Biwakieren. Die Nacht ist angenehm mild. Lange sitzen wir noch bei Rotwein, Wurst und Käse beisammen. Etwas graust es uns vor dem nächsten Tag. Wegen Carstens Leihrad müssen wir auf dem Rückweg über Alleghe fahren. Ein riesiger Umweg und fast schon wieder ein Abenteuer.

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