Unsere Tour in den Alpen neigt sich dem Ende zu. Was angesichts der anrollenden Wettersituation und unserer körperlichen Verfassung auch ganz gut ist. Die ganze Nacht hat es in Strömen geregnet. Wir lassen uns beim reichhaltigen Frühstück im Bellaluna Zeit. Als wir schließlich aufbrechen ist es wieder trocken, aber der Himmel ist durch eine dicke Wolkendecke verhüllt. Heute findet der K78 statt, der große Alpin Marathon von Davos. Wir sind rechtzeitig dran, so dass wir auf der Rennstrecke hinab nach Alvenau fahren können. Hier führt eigentlich eine Straße direkt hinauf nach Lenzerheide. Da aber unsere Motivation heute bergauf zu fahren gleich Null ist, beschließen wir weiter nach Tiefenkastel zu fahren, und den Postbus nach Lenzerheide zu nehmen.

Am Busbahnhof bleibt gerade noch Zeit die Trinkflaschen zu füllen, ein bisschen an den Bikes rum zu basteln und schon sitzen wir im Bus. Dieser bringt uns direkt an die Talstation der Parpaner Rothorn-Seilbahn. Inzwischen reißt es immer mehr auf und einzelne Sonnenstrahlen spicken durch die Wolkendecke. Dennoch wissen wir nicht, wie es oben aussieht.
Postbus nach Lenzerheide
Postbus nach Lenzerheide

Während der Seilbahnfahrt durchstoßen wir die Wolkendecke. Zwischendurch ist klare Sicht. Oben an der Bergstation ist jedoch alles wieder in dichten Nebel gehüllt. Wir fahren auf technisch äußerst anspruchsvolle Sektionen auf glitschigem Fels in Richtung Parpaner Weisshorn. Der Nebel verzaubert die Felsen und Berge um uns herum in eine bizarre Landschaft. Wolkenfetzen ziehen zwischen uns und den umliegenden Bergen hindurch.
am Parpaner Rothorn
Nebel am Parpaner Rothorn
Irgendwann taucht im Nebel eine Gruppe Alpencrosser auf, die wie wir mit der Seilbahn nach oben gefahren sind. Gemeinsam fahren wir auf einen mit einer Holzkonstruktion komplett umbauten Weg in Richtung Gredis Älpli.
Postbus nach Lenzerheide
Felssektion am Parpaner Rothorn
Ab hier beginnt die Abfahrt durchs Älplital hinab zum Älpisee. Inzwischen ist es etwas heller geworden und wir fahren nun nicht mehr im Nebel rum. Der schöne Trail zieht sich lange an der Südflanke des Tschierpen entlang. Fahrtechnisch ist er nicht allzu anspruchsvoll, was uns bei der herrschenden feuchtigkeit heute auch ganz gelegen kommt. Das Tal ist schroff und felsig, am unteren Ende kommt bereits der Älplisee ins Bild. Ein Wegweiser am See verspricht uns nun doch noch eine technisch anspruchsvolle Passage.
Ankündigung schöner Trails
Ankündigung schöner Trails
Uns kommen einige Wanderer entgegen. Wir stoppen um sie vorbei gehen zu lassen, aber sie bleiben lieber stehen und wollen uns zusehen, wie wir die mit Drahtseilen gesicherte Passage mit den Bikes bewältigen wollen. Einer dieser Zuschauer holt sogar seinen Fotoapparat aus dem Rucksack, um uns beim Befahren der Schlüsselstelle zu fotografieren. Wir lassen uns Zeit, probieren mehrfach, tagen die Bikes nach einem missglückten Fahrversuch wieder nach oben und machen selber Fotos von der eindrucksvollen Passage.
Harry: “Es kamen uns ein paar Wanderer entgegen und kämpften sich die Stufen rauf. Ein älterer Mann schaut uns ungläubig an, und fragt, ob wir da hinunter fahren wollten. Ich nickte zuversichtlich. Er machte einen Schritt, hielt inne, dreht sich nochmals um und fragte ganz nett: „Darf ich Ihnen dabei zusehen?“ Ich sagte ja, warum denn nicht. Darauf hin hat er sich noch bedankt, und uns dann genau beobachtet.”
Schöner Trail mit Publikum
Schöner Trail mit Publikum
Schließlich meistern wir die Serpentinen und Stufen und fahren weiter Ab in Richtung Arosa. Der Trail endet direkt an der Talstation der Hörnlibahn.
Unseren ursprünglichen Plan hier gleich wieder hinauf zu fahren begraben wir wegen des sich wieder verschlechternden Wetters und angeblicher Fahrverbote abseits der offiziellen Downhillstrecke (=Schotterweg?). Wer sein Bike mitnimmt, muss sogar eine schriftliche Einwilligung unterschreiben, ausschließlich diese Strecke zu befahren. Wahrscheinlich hätte der Kassierer sogar noch die Personalien aufgenommen!
Harry: “Wenn ich nur an den Kassierer denke streuben sich mir die Nackenhaare.”
Stattdessen beschließen wir zunächst einmal, eine Mittagsrast in Arosa einzulegen. Während wir eine Portion leckere Spagetti verdrücken beginnt es draußen wieder zu regnen. Bis wir fertig sind hört dieser aber wieder auf und wir könne weiter in Richtung Ochsenalpe fahren. Doch zunächst geht es bis zum Berggasthof Prätsch bergauf, was uns heute irgendwie keinen Spaß mehr bereitet. Der Weg vorbei am Rot Tritt und der Ochsenalpe ist wellig. Mal geht es steil bergab, dann wieder hinauf. Zahlreiche Biker sind hier unterwegs. Dann biegt ein Trail nach Tschiertschen ab, den wir natürlich befahren wollen. Schnell legen wir ein letztes Mal die Protektoren an und los geht´s. Der Trail ist unglaublich schön, aber bei der Nässe durch seine vielen Wurzelpassagen fahrtechnisch eine große Herausforderung. Wir spielen mit glitschigen Wurzeltreppen, zirkeln durch enge Serpentinen und können unser Glück, dieses fahrtechnische Highlight ganz ungeplant und unerwartet entdeckt zu haben noch gar nicht fassen. Nach einer schier endlosen Singletrailorgie erreichen wir schließlich Tschiertschen. Ab hier führ zunächst nur eine schmale und durch enge Serpentinen führende Straße in Richtung Chur. Den oben am Hang entlang führenden Wanderweg zu probieren, dazu haben wir jetzt keine Motivation mehr. Kurz hinter Passugg entdecken wir aber noch einmal einen kleinen Trail, der in extrem engen Kehren hinab nach Chur führt. Ein würdiger Abschluss unserer Tour.
Wir fahren direkt zum Bahnhof nach Chur, unser Zug fährt in 20 min. Es bleibt gerade noch Zeitz im Supermarkt ein paar Kleinigkeiten zu kaufen, die Tickets zu lösen und schon sitzen wir im Zug. Die Bikes werden im Fahrradabteil verstaut, welches selbstverständlich in jedem Schweizer Zug zu finden ist. Wir fahren bis Rorschach am Bodensee, radeln gemütlich in den Hafen. Hier steht gerade ein Schiff bereit. Ich frage nach dem Fahrziel, wir fahren auf das Schiff und hinter uns wird der Steg weggezogen…perfektes Timing. Wir sitzen bei einem Bier gemütlich auf dem Sonnendeck und lassen die vergangenen Tage Revue passieren.
Harry: “Welch Ausklang einer so eindrucksvollen Tour. Gerade noch die Abfahrt vom Parpaner Rothorn bewältigt, und jetzt liege ich in der Sonne im Liegestuhl, die Füße entspannt auf der Reling plaziert und ein Weizenbier in der Hand … einfach himmlisch. Es war eine traumhafte Woche. Mit Carsten und Dave habe ich 2 tolle Mitfahrer gefunden.
Es gab kein böses Wort, und wir waren uns so gut wie immer einig. Zogen wir doch alle gemeinsam am gleichen Strang.
Jetzt überkommt es mich schon wieder, das Verlangen auf ein neues Abenteuer … Jeaaaah.”

Fazit der Tour: 3 Freaks zogen los um ein Abenteuer zu erleben, 3 Freunde kehrten heim
Nach über einer Stunde Überfahrt erreichen wir Friedrichshafen. Mit dem Zug geht es von hier über Ulm und letztendlich nach Aalen.

Alle Fotos von Tag 8

Hier unser Streckenverlauf

Höhendiagramm Tag 8

Strecke:

Bellaluna

Filisur

Aleveneu

Tiefencastel

Lenzerheide

Parpaner Rothorn

Gredigs Älpli

Älplisee

Arosa

Ochsenalpe

Tschiertschen

Passugg

Chur

Heimreise:

Bahn ab Chur
Schiff ab Rohrschach
Bahn ab Friedrichshafen

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