Heubach. Seit 16 Jahren rockt in der kleinen Stadt am Nordrand der Schwäbischen Alb der Mountainbikezirkus. Hier trifft sich die Weltelite um beim Bundesligarennen wichtige Punkte für die Saison einzufahren und Olympiasieger und Worldcupgewinner aus allen Ländern der Erde treffen sich zum alljährlichen Kräftemessen. Aber es gibt nicht nur Profis und Prominenz zum Anfassen, sondern auch der Hobbyfahrer und vor allem der Nachwuchs kann hier Jahr für Jahr in fantastischer Atmosphäre selber Rennluft schnuppern.
2016 wurde erstmals der Fuji-Bike-Marathon rund um Heubach ausgetragen. Auf einem neu gestalteten, attraktiven, 21 km langen Rundkurs konnten wahlweise eine, zwei oder drei Runden mit jeweils 700 Höhenmetern absolviert werden. Für mich war bereits bei der Ankündigung der Veranstaltung in der Nähe meines Heimatorts klar: Da fahre ich mit, mit dem Fatbike natürlich und just for fun!

Runde 1. Was geht?

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Im Rennen Foto: Daniel Alföldy

Dann stehe ich Samstag früh um halb neun am Start des Fuji-Bike-Marathons in Heubach. Gemeinsam mit 250 weiteren Startern will ich auf die von den Regenfällen der vergangen Wochen völlig durchweichte Rennstrecke starten. Heute Nacht war noch nicht klar, ob ich überhaupt starten kann. Ich bin noch etwas angeschlagen, eine Erkältung von Anfang der Woche steckt mir noch in den Gliedern, vor allem aber in der Lunge.
Startschuss. Ich komme gut weg, kann mich gleich im vorderen Drittel platzieren, werde aber von vielen anderen Mountainbikern überholt. Insgesamt geht es nun fast 10 Kilometer bergauf. Einige kurze Abfahren sind zu meistern. Hier kann ich den überragenden Grip des Fatbikes voll auskosten. Während die Racer in den nassen und rutschigen Schotterkurven extrem vorsichtig fahren müssen, kann ich mein Tempo meist ungebremst durch die Kurve bringen.
Zum Glück ist die Lunge frei, der Puls im Sollbereich. Es läuft. Dann die Abfahrt. Schlammige und nasse Singletrails, Spitzkehren und rutschige Wurzeln. Ein Genuß! Ich habe Grip und fühle mich sicher. Nicht so gut ergeht es vielen Mountainbikern vor mir. Sie müssen zum Teil sogar absteigen, um heil den Berg runter zu kommen…

Runde 2. Freie Fahrt

Nach knapp über einer Stunde fahre ich erstmals durch den Start-Zielbereich. Der Sprecher sagt mich an, zollt mir auf dem Fatbike Respekt. Angepeitscht vom Applaus des Publikums starte ich hochmotiviert in die zweite Runde. Wieder der Anstieg, das Fatbike rollt, die Lunge arbeitet, die Beine sind noch gut. Die Abfahrten laufen jetzt besser, ich habe meist freie Fahrt und kann die Singletrailpassagen genießen. Leider ist ein Teil der Abfahrt hinunter in die Teufelsklinge auf einem Schotterweg zu absolvieren. Gerade noch im matschigen Singletrail, jetzt dem massivem Bombardement von Schlamm und Splitsteinen, die mir mein Vorderreifen gleich kiloweise ins Gesicht schmeißt, ausgesetzt.
An einer Bachdurchfahrt haben sich gleich mehrere Fotografen positioniert. Mit der massiven Wasserverdrängung des Fatbikes hat jedoch offensichtlich keiner gerechnet. Sie werden von einer wahrhaftigen Flutwelle erfasst und richtig nass gespritzt.

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maximale Verdrängung in der Furt Foto: Lauric Weber

Den letzten, sehr flowig zu fahrenden Trail bis in die Stellung habe ich dieses Mal fast für mich allein und kann die Strecke ohne Stau absolvieren. Meine Rundenzeit konnte ich ebenfalls fast einhalten.

Runde 3: der einsame Wolf

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im Ziel Foto: Nadine Maier

Es geht weiter. Klare Sache. Ansage vom Kommentator und der Jubel des Publikums peitschen mich durch den Start-Zielbereich. Dann wird es ruhig und einsam. Viele Mountainbiker sind bereits nach einer oder zwei Runden ausgestiegen, einige vor mir und etliche hinter mir auf der Strecke unterwegs. Außer den Streckenposten und einigen versprengten Zuschauern sehe ich lange Zeit niemanden mehr. Bei Kilometer 56 holt mich ein Biker ein. Meine Beine werden langsam sauer, am nächsten Anstieg muss ich ihn ziehen lassen. Auch in der folgenden Abfahrt kann ich nicht mehr zu ihm aufschließen.
Dann der letzte Gegenanstieg. Wieder bin ich allein unterwegs. Der Singletrail zurück in die Stellung. Freie Fahrt aber zu wenig Kraft. Nochmals rutschige Wurzeln unter den breiten Reifen. Noch durch den Parcours über Wellen und Sprünge dann ist das Ziel in Sicht. Ich reiße die Arme hoch, fahre durchs Ziel. Schnell zum Bierstand, ein Kumpel zahlt mir ein erstes Erfrischungsgetränk, eine befreundet Fotografin macht ein paar Bilder von mir. Nach und nach kommen die anderen Fahrer ebenfalls ins Ziel…

Epilog:

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Abwasch Foto: Nadine Maier

Nachdem ich mich etwas regeneriert habe trete ich nochmals den Anstieg auf den Rosenstein hinauf. Ich möchte unbedingt vor dem Start der Qualifikationsläufe für das Downhillrennen die Strecke noch abfahren. Mehr schlecht als recht komme ich ziemlich ausgepowert oben an. Ich darf noch als letzter außer Konkurrenz auf die Strecke. Für die Gegenanstiege habe ich keine Kraft mehr, die Sprünge sind mir zu hoch. Mit 5.07 min lege ich aber noch eine respektable Zeit hin…
Jetzt Beine und Gesicht waschen, etwas essen und schnell noch zur Massage. Während ich mir die müden Beine massieren lasse, bekomme ich die Ergebnisse vorgelesen.

Fazit:

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gezeichnet Foto: Nadine Maier

Platz 13 auf der Langdistanz, Platz 6 in meiner Altersklasse. Nicht so schlecht dafür, dass ich vor wenigen Tagen noch krank im Bett lag und gestern noch nicht Mal sicher war, ob ich überhaupt starten kann.
Das Fatbike hat sich als die richtige Wahl für die nasse Strecke in Heubach erwiesen. Kaum Nachteile beim Uphill, dafür unglaublichen Grip in schnellen Kurven und auf rutschigen, matschigen Trails. Ein meterlanger Nosewheely durch eine matschige Spitzkehre war zum Beispiel gar kein Problem. Das nächste Mal dürfte das Bike aber von mir aus ein paar Kilo weniger wiegen. 14 kg plus erheblicher Schlammpackung war im Vergleich zu den leichten Racebikes mancher Konkurrenten schon eine Hausnummer.
Der Obelixfaktor: ich bin nicht dick, es sieht nur so aus! Ansonsten bin ich als Kind in einen Kessel voll Wahnsinn gefallen. Wer nicht auffallen will und bei einem Rennen nicht angesprochen werden möchte, der sollte definitiv nicht mit einem Fatbike antreten. Wer drauf steht, dem ist uneingeschränkte und besondere Aufmerksamkeit garantiert.

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