In einem Mountainbike-Magazin wurde kürzlich die Behauptung aufgestellt, dass das Biken die schönste Sportart überhaupt sei. Gut, genau dies für seinen Sport zu proklamieren liegt ja nahe, aber genau dieses Gefühl haben wir heute auch. Sonnenschein, blauer Himmel, die Einsamkeit und Stille der Berge. Eine gigantische Fernsicht, die historischen Pfade, die wir heute begehen und natürlich das Gefühl, das sich einstellt, wenn man einen perfekt erscheinenden Trail befährt. Was kann es Schöneres geben?

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Aber vor dem Lohn steht erst einmal die Mühe, und mühsam ist es heute gleich von Beginn an. Kurz nachdem wir den unteren Teil des Schaubergwerkes am hinteren Ende des Ridnauntals passiert haben führt eine kleine Teerstraße sehr steil in Richtung Moarerbergalm (ehemals Poschalm). Doch nachdem dieses erste Hindernis überwunden ist, lässt diese extreme Steigung etwas nach und es geht fortan etwas einfacher auf einem Schotterweg weiter. Beim Erreichen der Alm ist aber Schluss mit dem gemütlichen Teil des Tages, ab jetzt muss das Bike wieder einmal getragen werden. Die nächsten 700 Höhenmeter haben es in sich, dafür stehen wir oben an der Schneebergscharte auf dem höchsten Pass der gesamten Tour. Ein kleines Kuriosum gibt es zu diesem bei vielen Alpencrossern beliebten Pass noch zu erzählen: Eigentlich befinden wir uns hier auf dem Kaindljoch. Doch diesen Namen kennt fast keiner, obwohl der Pass auf allen Karten genau so eingezeichnet ist. Egal, jetzt heißt es erst einmal abfahren.

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Nach einigen wenigen, technisch äußert anspruchsvollen Schlüsselstellen können wir mit hohem Tempo bis zum Schneeberghaus den Berg hinabrauschen. So, jetzt haben wir uns eine Stärkung verdient. Während alle von uns einen leckeren Apfelstrudel bestellen, fühlt sich Günter inspiriert eine kräftigende Knödelsuppe zu verköstigen. Nach dem Essen werden noch schnell die Trinkflaschen gefüllt. Kurz nach der Hütte weist ein Schild die Biker nach rechts ins Tal. Das ist unser Zeichen, um genau dies nicht zu tun. Schließlich wissen wir, dass es parallel zu dem breiten Weg linkerhand noch einen technisch anspruchsvollen Trail zu befahren gibt. Hier wartet auf uns ein wahres Kunstwerk an Stufen, Treppen und Spitzkehren.

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Dieser Streckenabschnitt hat es aber wirklich in sich. Fahrtechnisch weniger versierte Biker werden diesen Weg verfluchen und einige der steilen und zum Teil ausgesetzten Treppenpassagen schieben müssen.

Wir hingegen genießen die Herausforderung und probieren an den Schlüsselstellen mehrfach sauber durchzufahren, wenn uns dies nicht auf Anhieb fehlerfrei gelingt. Daneben machen wir noch einige spektakuläre Fotos und zeichnen ein paar Videoclips auf.

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Schließlich erreichen wir nach diesem wirklich spannenden Abschnitt der Abfahrt zwei komisch gefärbte Seen. Vermutlich hat das Wasser aus der umliegenden Schutthalden Metalle und Mineralien heraus gelöst, welche diese Farbspiele erzeugen. Hier besteht die Möglichkeit wieder auf den breiten Trail hinab ins Tal abzubiegen. Wir beschließen jedoch weiterhin den schmalen Bergbaupfad zu befahren. Schnell erweist sich diese Wahl als gut, sind doch weiterhin viele schöne und enge Serpentinen zu meistern.

An einer Hütte gönnen wir uns eine kurze Verschnaufpause. Hier führt der Weg rechts weiter und trifft dann bald auf einen breiten Schotterweg. Aber auch hier gibt es zahlreiche Abzweige, so dass wir bis hinab zur Timmelsjochstraße ausschließlich auf Trails abfahren können.

Direkt gegenüber auf der andern Straßenseite weist ein Schild nach Rabenstein. Zudem ist der Weg deutlich als anspruchsvolle MTB-Abfahrt gekennzeichnet, schließlich ist das Befahren mit Hollandrädern mit Kettenkasten untersagt. Da ist die Entscheidung schnell getroffen, zumal für keinen von uns die Abfahrt auf der Teerstraße in Frage kommt. Kurz entschlossen, Volltreffer. Ein wunderschöner alter Almweg führt in engen Spitzkehren hinab in eine tiefe Schlucht. Zu unserem Glück wurde der Weg offensichtlich erst vor wenigen Tagen von der wuchernden Botanik befreit. Sonst hätten wir hier sicher keinen Spaß.

Unten angekommen überqueren wir eine kleine rostige Stahlbrücke. Wir stehen ganz unten in der Schlucht. Drüben führt ein steiler Pfad durch die Felsen hinauf nach Rabenstein. Wir müssen die Bikes tragen. Dann stehen wir auf einer Wiese. Die Häuser von Rabenstein stehen fast 200 Höhenmeter über uns…fast so hoch wie die Timmelsjochstraße auf der anderen Seite der Schlucht. OK, damit haben wir nicht gerechnet. Bei schwüler Hitze schieben wir die Bikes die abartig steile Wiese nach oben.

In Rabenstein angekommen treffen wir auf den europäischen Fernwanderweg E5. Dieser verläuft hier auf einer kleinen Straße wieder hianb in die Schlucht. Also befinden wir uns nur wenige Minuten später wieder ganz unten auf einer Brücke. Einen Kilometer flußabwärts, die kleine Stahlbrücke die wir vor kurzem passiert haben ist sogar noch hinten in der Schlucht zu sehen. Nach dieser kurzen Episode fahren wir auf dem unspektakulären E5 auf Schotter bis hinab nach Moos.

Nach einen kurzen Einkauf beginnt die Auffahrt nach Pfelders. Nochmals sind knapp 500 Höhenmeter zu überwinden. Auf der von uns aus gesehen rechten Talseite führt eine kleine wenig befahrene Nebenstraße nach oben, währen linkerhand auf der Hauptstraße mächtig Verkehr herrscht. Die Bauern der umliegenden Gehöfte sind gerade dabei, das letzte Heu des Jahres 2009 zu mähen. Zwischendurch gönnen wir uns noch eine kurze Rast und stärken uns mit den in Moos gekauften Lebensmitteln. Bald darauf erreichen wir Pfelders. In der kleinen Pension Wiesental finden wir schnell eine Unterkunft und im nahe liegenden Gasthof gönnen wir uns ein reichhaltiges Abendessen mit leckerem Rindergulasch und Knödel. Gemütlich lassen wir diesen ereignisreichen Tag ausklingen.

weiter zu Tag 5

Fotos:

von Tag 4

Strecke:

Ridnaun
Schneeberg Scharte
Schneeberg Hütte
Moos
Pfelders

Unterkunft:

Frühstückspension – Ferienwohnungen Wiesental
Pfelders 28
I-39013 Moos in Passeier

Telefon 0039 0473 646712
Fax 0039 0473 646712

info@pension-wiesental.it
www.pension-wiesental.it

Statistik:

Unterwegs: 9,5 h
Fahrzeit: 4,5 h
Höhenmeter hoch: 2100 m
Höhenmeter hoch getragen: 600 m
Höhenmeter runter: 1817 m
Kilometer lt. Tacho: 36 km
Kilometer ges: 39 km

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