Da bahnt sich was an, nicht nur das Ende unserer Alpenüberquerung, sondern auch ein Wetterumschwung. Das landschaftliche Highlight unserer Tour erwartet uns eigentlich noch. Ob wir es noch voll genießen können ist jedoch am Morgen des sechsten Tages nicht garantiert.

Wir starten bei schönem Wetter in Richtung Faneshütte. In steilen Serpentinen schraubt sich der Schotterweg nach oben. Relativ steil, denn die Auffahrt zur Senneshütte die hier ebenfalls beginnt ist deutlich schlimmer. Aber den direkten Weg haben wir ja nicht auf dem Plan. Schnell ist die Faneshütte passiert und das Limojoch erreicht. Statt grandiosem Dolomitenpanorama gibt´s hier inzwischen aber nur Nebel und kalten Wind. Wir machen uns also schnell bereit für die Abfahrt in Richtung Cortina d´Ampezzo. Diese Etappe bin ich auch schon bei meinem ersten Alpencross vor 20 Jahren gefahren. Heute nehmen wir noch ein paar Singletrails neben der Schotterpiste mit. Dann zweigt links ein Weg in Richtung Wasserfälle ab. Inzwischen scheint wieder die Sonne und wir gönnen uns eine kurze Sightseeing-Pause. Am bzw. unter dem Wasserfall führt eine seilversicherte Passage entlang. Einige Besucher meistern diese unter Benutzung eines Klettersteigsets. Ich erkenne gleich, dass man hier spektakuläre Fotos machen kann und renne kurz zurück um mein oben abgestelltes Mountainbike zu holen. Die Durchfahrt unter dem Wasserfall ist auf jeden Fall ein nettes Motiv und zugleich eine etwas glitschige Angelegenheit.

Wasserfall Trail

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Bis Video und Foto bei beschlagener Kameralinse im Kasten sind, muss ich mehrmals die gefährliche Passage meistern. Immer wieder unterbrochen von reichlich beeindruckten Menschen, die wie gesagt mit Karabinern am Stahlseil eingehakt hier rum kraxeln…

Dann geht es weiter. Ab ins Tal und unten gleich wieder hinauf zur Senneshütte. Eine kurze Pause auf einer Wiese am Brunnen ist drin, auch wenn es ab jetzt gilt, keine Zeit mehr zu verlieren.

Der Weg ist immer wieder scheußlich steil und einfach lang und kraftraubend. So langsam spüren wir auch die Strapazen der letzten Tage. Die Beide sind nun doch etwas Müde und die tief hängende Wolkendecke steigert auch nicht gerade die Moral. Ziemlich ausgepowert erreichen wir endlich die Hütte. Jetzt ist erst einmal aufwärmen und Essen angesagt, bevor es über Singletrails weiter hinauf zum Seitenbacher Joch geht. Die meiste Zeit können wir hier fahren, werden aber mehrmals kurz zum Schieben gezwungen. Zum Glück hält das Wetter und abgesehen von starker Bewölkung und etwas Wind steigen die Chancen unser Ziel noch trocken zu erreichen.

Nach dem passieren einer engen Felsgasse erreichen wir das beeindruckende Seitenbacher Joch und blicken hinab in den Talkessel. Ganz großes Kino.

Die Abfahrt ist anspruchsvoll, der Weg von reinem Unwetter vor ein paar Wochen stellenweise beschädigt und anfangs sogar mal ganz zerstört. Währen eine Gruppe Fußgänger hier in einer Erosionsrinne direkt nach unten absteigt entdecke ich im letzten Moment ein paar Meter über uns den Rest des eigentlichen Weges. Glück gehabt, denn dieser ist viel besser zu befahren, als der direkte Abstieg durch das lockere Geröll.

Ich fahre komplett ab und zirkle gekonnt durch die engen Spitzkehren. Kerstin hat mit dem anspruchsvollen Gelände ihre Mühe. Ich lasse mein Rad unten liegen und renne nochmals hoch, um ihr beim Abstieg zu helfen.
Dann beginnt der Bergwald. Latschenkiefern rechts und links des Weges, immer wieder ein Geröllfeld. Flowige Abschnitte wechseln sich ab mit verblockten, teilweise auch verteufelt verzwickten Passagen ab. Ich halte nochmals an, um die Fußgänger vor uns nicht zu stören, auf Kerstin zu warten und um ein paar Steinmänner am Wegesrand zu errichten. An der Grünwaldalm ist endlich der Talgrund erreicht. Wir rollen locker hinab zum unserem Ziel, dem Pragser Wildsee. Dabei passieren wir einige mächtige Muren, die von den Gewalten des letzten Unwetters zeugen.

Am Seeufer werden die obligatorischen Ankunftsfotos geschossen, wir entschieden uns noch den eigentlich für Mountainbiker gesperrten Weg am südöstlichen Ufer entlang zu schieben und rollenschließlich auf einem schönen Singletrail hinab nach Prags. Auch dieser Ort wurde vom Unwetter stark beschädigt. Überall wird aufgeräumt und gebaut. Wir finden schnell ein kleines Hotel und beenden den Alpencross.

Am nächsten Tag hat uns die Kaltfront eingeholt. Bei strömendem Regen rollen wir zum Bahnhof im Pustertal, nehmen den Zug zum Brenner. Machen noch eine Pause in Franzensfeste, wo wir die imposante Festungsanlage besichtigen und rollen am Nachmittag die Brennerbundesstraße hinunter zurück ins Stubaital. Irgendwann hört es auf zu regnen und am Auto angekommen, lacht sogar schon wieder die Sonne…

Übernachtung:

Gasthof Huber in Prags
Innerprags 6
39030 Prags
Tel. +39 0474 748 670
mail: info@gasthof-huber.it

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