Ski-Hochtour auf den Piz Buin 3312 m

Berge mit großem Namen..davon gibt es sicherlich viele, und einer davon ist der Piz Buin. Im Dreiländereck zischen Engadin, Vorarlberg und Tirol ist dieser imposante Berg, umgeben von Gletschern ein lohnendes Ziel. Vor allem die Besteigung im Winter ist ein doch nicht ganz unerhebliches Unternehmen, welches einiges an Planung und Vorbereitung erfordert.

Robert, Christian und ich haben daher schon seit einigen Wochen verschiedenen Routen, Übernachtungsmöglichkeiten und Varianten überlegt. Ausgestattet mit dem nötigen Kartenmaterial, GPS Tracks und kompletter Alpinausrüstung inkl. Steigeisen, Eispickel und Seil startet unsere Bergtour bereits am Freitag Nachmittag. Doch der Anstieg ist denkbar bequem, erfolgt er doch bis zum Madlener Haus mit der Seilbahn ab Partenen und mit dem Tunnelbus bis hinauf zur Bieler Höhe. Dennoch ein Erlebnis der besonderen Art, bedenkt man das der roh in den Fels geschlagene Tunnel kaum größer ist, als der Kleinbus, der in atemberaubender Geschwindigkeit durch diesen rast. Zu unserer Überraschung fährt der Bus auf der eingeschneiten Silvretta Hochalpenstarße bis hinauf zu unserer Unterkunft, so dass uns der eigentlich geplante Aufstieg am späten Nachmittag angenehmerweise komplett erspart bleibt. Durstig waren wir beim gemütlichen Hüttenabend dennoch.

 

Samstag morgen kurz nach Acht: Es hat die ganze Nacht geschneit, knappe 15 cm sind wohl dazugekommen. Allerfeinster Pulver versteht sich. Also ist Spurarbeit angesagt. Leider sind die Sichtverhältnisse mehr als bescheiden, teilweise herrscht völliger white out. Wir steigen auf durchs Bieltal in Richtung Rauher Kopf. Das Tal steigt zunächst kaum merklich, dafür muss um so mehr Strecke gemacht werden. Irgendwann entdecken wir ein Stück hinter uns eine zweite Tourengruppe. Nach einer taktischen Pause ziehen diese an uns vorbei und übernehmen fortan die Spurarbeit im steilen Gelände. An der Rauhkopfscharte angekommen, blicken wir in den Abgrund in Richtung Jamtalgletscher. Die Option hier durch die Scharte abzufahren verwerfen wir sofort und ziehen die sichere Abfahrt in Richtung Wiesbadener Hütte vor. Nach einigen schönen Powderhängen und ein paar Fotostopps müssen wir wieder auffellen und ein Stück nach Süden queren. Plötzlich bemerkt Robert, dass unser Seil wohl irgendwo verloren gegangen ist. Nun stellt sich die Frage: Umkehren und Suchen oder liegen lassen? Angesichts der fortgeschrittene Stunde und der nun wieder deutlich schlechteren Sicht beschließen wir jedoch weiter abzufahren und dann zum Vermutpass aufzusteigen. Zum Glück begegnen wir im Nebel einer aufsteigenden Gruppe, deren Spur wir fortan als Wegweiser hinab ins Tal nutzen können. Oberhalb der Wiesbadener Hütte beginnt dann der einstündige Aufstieg zum Pass. Oben angekommen herrscht eisiger Wind. Schnell machen wir uns startklar und fahren durch schöne Tiefschneehänge hinab zur Tuoi Hütte. Die Dreiländerspitze mussten wir aufgrund der schlechten Sicht- und Wetterbedingungen heute leider auslassen. Trotzdem haben wir 15 km und 1455 Höhenmeter zurück gelegt

Der Vorteil der Tuoi Hütte ist, dass sie auf der Südost-Seite des Piz Buin liegt. Gutes Wetter vorausgesetzt verspricht dies bald einen sonnigen Aufstieg. Und heute scheint die Sonne wirklich. Obwohl wir schon vor Acht Uhr aufbrechen, dürfen wir bereits nach kurzem die ersten Sonnestrahlen genießen. Der direkte Aufstieg zur Buinscharte erscheint uns mangels Aufstiegspur und reichlich Neuschnee zu riskant, wir entscheiden uns daher für den längeren aber sichern Weg zur Fuorcla Cunfin und um den kleinen Piz Buin herum. Netterweise ist ein Pärchen schon eine halbe Stunde vor uns aufgebrochen und hat eine gute Aufstiegsspur am Berg für uns vorbereitet.

Die Sonne brennt stellenweise ganz schön heftig auf uns herab, so dass wir trotz Temperaturen unter dem Gefrierpunkt kräftig ins Schwitzen kommen. Oben an der Scharte angekommen müssen wir eine kurze steile Abfahrt absolvieren. Während mir das noch ganz passabel gelingt, probieren Robert und Chris eine neue Purzelbaumtechnik aus. Jetzt steht der Piz Buin mit seiner Westflanke direkt vor uns. Wir beobachten die Zwei vor uns, wie sie die Ski deponieren und den Aufstieg zum Gipfel zu Fuß fortsetzen. Nach einer kurzen Querung des Ochsentaler Gletschers erreichen auch wir das Skidepot. Ab sofort geht es mit Steigeisen weiter. Das Erklimmen des steilen und festen Schneefeldes gelingt problemlos, dann beginnt die Kletterei im gemischten Eis-und Felsgelände. Für uns alle ein eher ungewohntes Terrain. Wir meistern die technischen Passagen dennoch ganz gut.Unter uns gähnt bodenlos der Abgrund, die Griffe sind miserabel und die Steigeisen finden auch nicht immer auf Anhieb festen Halt im Untergrund. Nach einigen Minuten lassen wir das gefährliche Gelände hinter uns und erklimmen die letzten steilen Höhen meter hinauf zum Gipfel. Schon bald kommt uns das Pärchen wieder entgegen. Nach ein paar Worten trennen sich unsre Wege wieder und wir machen uns auf, den Gipfel zu erstürmen. Oben finden wir neben dem Gipfelkreuz zu dritt gerade so Platz. in 3 Richtungen geht es senkrecht in die Tiefe.

Bald darauf stößt die Vorhut der dritten Gruppe, die heute zum Gipfel unterwegs ist, zu uns. Auf diese Gruppe sind wir dringend angewiesen, denn sie haben das für den Abstieg erforderliche Seil dabei. Schon beim Frühstück haben wir diesen Deal klar gemacht. Wir spuren und dürfen uns dafür beim Abstieg mit in die Seilschaft einklinken. Nach den obligatorischen Gipfelfotos machen wir uns bereit zum Abstieg. Während der Erste der zweiten Gruppe mit uns nach unten klettert, kommen die anderen Drei jetzt erst nach. Das Seil wird um einen Felsklotz gelegt, dann geht es gesichert durch das steile und ausgesetzte Gelände. So gesichert fühlen wir hier deutlich wohler als beim Aufstieg. Bald darauf erreichen wir wieder das Skidepot.

Auf dem Ochsentaler Gletscher ist keine einige Spur zu sehen. Was zunächst wie unverspurtes Powdervergnügen aussieht, entpuppt sich schon bald als aufweniges Navigieren zwischen Geltscherspalten und Steilabbrüchen. Wir orientieren uns anhand der Karte und meinem GPS Track. Zum Glück haben wir bestes Wetter und eine hervorragende Sicht. Nicht auszudenken, in diesem Gelände bei Sichtbedingungen wie gestern herum irren zu müssen. An zwei Stellen müssen wir die Gletscherspalten auf schmalen Schneebrücken überwinden, dann steht einem faszinierendem Abfahrtsspaß im knietiefen Edelpowder nichts mehr im Wege. Wir lassen es mächtig stauben. Bald darauf ist die Wiesbadener Hütte in Sicht. Dann folgt noch eine Anstrengen Abfahrt mit vielen Flachstücken und einer Skatingstrecke über den zugefrorenen Silvretta Stausee. Nach der Abfahrt auf der Hochalpenstraße und der Querung entlang des Vermut-stausee schließen wir die Tour in der beeindruckenden Bergwelt der Silvretta mit einer Buckelpistenabfhrt durch den Wald bis nach Partenen ab. Wir können nach über 9 Stunden Tour unsere über 2000 Höhenmeter Abfahrt sogar direkt am Kofferraum des Autos auf Parkplatz beenden.

Auch die Tagesbilanz kann sich heute auch sehen lassen: 1122 Höhenmeter und 28 km.

 

Skitourenführer:

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Karte:

DAV Skitourenkarte

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