Mit gemischten Gefühlen beobachten wir Biker seit einigen Jahren die rege und in der Regel illegale Bautätigkeit in den umliegenden Wäldern. Offenbar inspiriert von amerikanischen Bikefilmen wollen immer mehr Jugendliche ihre Freizeit auf dem Bike im Wald verbringen. An sich eine feine Sache, aber der Wildwuchs von zum Teil fragwürdig zusammen gezimmerten Bauwerken ruft jetzt beim Forstamt und der Presse verständlicherweise Kritik hervor.

Heute ist zu dem Thema ein erfreulicherweise neutraler Artikel in den Stadtnachrichten Aalen erschienen.

Was nun? Abreißen und verbieten? Damit morgen an anderer Stelle neue Bauwerke in den Wald gezimmert werden? Sicherlich der falsche Weg. Es handelt sich um Junge Menschen, die sich für Ihr Hobby, ihre Gruppe und ihre Freunde engagieren. Hier wird etwas bewegt, etwas geschaffen. Es geht hier um Sport, ja um Kunst, um eine Freizeitgestaltung draußen in der Natur. Das man dann erst mal “macht” statt “fragt”, sich keine Gedanken über die Konsequenzen und über Verantwortungen oder gar die rechtliche Situation macht,liegt in der Natur der Dinge. In jugendlicher Spontanität, dem Willen etwas zu bewegen. Das ist keine Entschuldigung für Sachbeschädigung und illegale Bautätigkeit, aber alle Beteiligten sollten sich gut überlegen, wie sie mit dem Thema umgehen.

Fakt ist, dass die rechtliche Situation in Baden Würtemberg leider eine legale Ausübung des Mountainbikesportes vollkommen unmöglich macht. Was natürlich keine Lösung ist, da sich erstens keiner an diesen Passus im Landeswaldgesetz hält und Zuwiderhandlung in der Regel gar nicht geahndet werden kann. Diese Gesetzeslage verhindert den Sport nicht, der treibt ihn in die Illegalität! Und dann wird eben gebaut, ohne zu fragen, ob man überhaupt bauen darf, denn man darf ja sowieso nicht.

Jetzt ist die Forstbehörde dem Dilemma ausgesetzt, zu handeln. Die rechtliche Situation lässt vermutlich keine Duldung der Bauten zu. Spätestens wenn auf der Bikestrecke ein Unfall passiert, wird nach einem Schuldigen gesucht werden müssen. Und da sich die Erbauer sicher nicht so einfach ermitteln lassen, wird im Zweifelsfall der Waldbesitzer haftbar gemacht. Und was heute noch hält, ist morgen vielleicht schon Morsch und bricht in sich zusammen.

Jugendliche Biker verfügen nicht über die finanziellen Mittel und die Zeit ihre Freizeit in offiziellen Bikeparks im Ausland zu verbringen. Sie brauchen  ein interessantes Angebot vor Ort. Und wenn es dies nicht gibt, dann schafft man sich ein solches Angebot eben selbst.

Das es hierbei um Sport in Perfektion, um Kunst handelt, die man anerkennen und bestaunen muss beweist z.B. dieses Video von Johannes Allgaier, welches in Aalen auf der legelen Strecke im Tannenwäldle entstanden ist:

Hinweis: ist ist nicht meine Absicht Johannes Allgaier mit den Bautätigkeiten im Wald in Verbindung zu bringen!

Es ist also an der Zeit, den Dialog zu beginnen. Der Bedarf an legalen Bikestrecken ist da, er lässt sich nicht weg diskutieren. Auch lassen sich die Biker nicht wegkanalisieren. Dieser Sport ist vielseitig und facettenreich. Zudem wird er laufend durch neue Trends wie Trial, Freeride, Downhill, Dirtjump, dem Vertride beeinflusst und unterliegt einem ständigen Wandel. Es ist an der Zeit ein offizielles und vielseitiges Angebot für alle Freunde dieser Sportart in Aalen, nein im ganzen Ländle zu schaffen. Dazu gehört die Schaffung eines interessanten und großen Wegenetzts mit vielen unterschiedlichen Strecken, Schwierigkeitsgraden und Herausforderungen. Dabei sollte es zu keinerlei zusätzlichen Verbote auf bestehenden Wegen kommen. Einzig eine örtlich oder zeitlich begrenzte Reglementierung an einigen Brennpunkten wäre akzeptabel.

Und darin liegt die große Chance. Aalen verbucht nicht zuletzt wegen excellenter Freizeitmöglichkeiten in den letzten Jahren einen Zuwachs an Neubürgern und Besuchern. Die Möglichkeiten und Potentiale, die der Mountainbikesport hier bietet liegen noch völlig brach. Das man diesen Sport auch nutzen kann, um eine Stadt national und international bekannt und beliebt zu machen beweist z.B. die Stadt Stromberg, wo der Flowtrail Stromberg entstanden ist.

Als Partner für den Dialog könnte die DIMB aktiv werden. Seit Jahren gibt es dort das Programm LEGALIZE FREERIDE unterstützt. Hier werden rechtliche Fragen und praktische Unterstützung angeboten, die allen Beteiligten mit Rat und Tat zur Seite steht.

Es wäre jedenfalls Schade, wenn wegen ein paar illegal errichteten Schanzen am Braunenberg der gesamte Bikesport in Aalen unmöglich werden würde. Denn die meisten Biker üben Ihren naturverträglichen und gesunden Sport sehr wohl im Einklang mit Natur und Umwelt und mit Respekt und Rücksicht auf andere Waldbesucher aus. Es wäre Schade, wenn sie die Zeche dafür bezahlen müssten!

Der Bikesport bietet für Aalen und die ganze Region die einmalige Chance in der Ersten Liga der zu spielen… und das wünscht man sich doch, oder?

weitere Artikel zu dem Thema: Abschaffen!

Link: 2-Meter Wahnsinn

3 Gedanken zu „Schanzen im Wald?“
  1. Klasse bericht,mountain biken sollte legal werden,aber das erste gebo ist,jeder sollte auf jeden rücksicht nehmen.

  2. wohl war, endlich mal ein objektiver bericht und keine verteufelung der bikerszene. bei uns im vogtland gibt es allerdings das problem dass ca. 90% des waldes in privaten händen liegt und die willkür der besitzer einfach grenzenlos ist. das motto: biker die sich trails bauen nein danke, aber gruppen von besoffenen jugendlichen die ihr “leergut” und ihre kippenstummel liegen lassen und womöglich den wald angogeln werden geduldet, mit der begründung dass diese ja keine erosion erzeugen!? schade, es muss sich einiges in den köpfen der menschen ändern. hoffentlich geht das recht schnell, man wird ja schließlich nicht jünger. 😉

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